Podiumsdiskussion “Bedroht unsere Ernährungsweise das Klima? – Wie ein Systemwandel ein Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit sein kann”

Das Panel bot eine gute Gelegenheit, interdisziplinäre Sichtweisen zu den Zusammenhängen zwischen unserer Ernährungsweise und der Umwelt besser zu verstehen. Es wurde diskutiert, welche Herausforderungen die Produzenten haben, welche Aufgaben der Staat trägt und was wir individuell tun müssen, um einen sozial-ökologischen Wandel unseres Ernährungssystems herbeizuführen.

Die Moderatorin der Veranstaltung war die Umweltwissenschaftlerin Pia Paust-Lassen. Sie begann mit der ernüchternden Zusammenfassung der Bedrohungslage für die Umwelt durch die Landwirtschaft. Besonders problematisch sei die gewaltige Fleischproduktion, die ineffizient viele Ressourcen verbraucht.

Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald ist Autor und als Unternehmens- und Politikberater tätig. Er forderte einen Paradigmenwechsel. Das bisherige Ernährungssystem wäre angesichts der Überproduktion und der gleichzeitig ineffizienten Verteilung der Nahrung bankrott zu erklären. Ein System, das sich nach den planetaren Grenzen ausrichtet und eine sichere Ernährung für alle garantiert, ist der einzige Weg. Damit die Betriebe diesen Ansprüchen gerecht werden können, ist es von zentraler Bedeutung, dass Banken ihre Kreditvergabe nach neuen Kriterien, wie Nachhaltigkeit, ressourcenschonender Produktion und Kohlenstoffbindung ausrichten. Wenn Betriebe sich im Zuge der Modernisierung hoch verschulden müssen, darf das nicht existenzbedrohend sein. Zudem muss eine gewisse Anpassungszeit ermöglicht werden, damit eine Politik der Koexistenz und kein Verdrängungswettbewerb stattfindet. Auch der Staat steht in der Verantwortung, dies mitzufinanzieren.

Wir erhielten außerdem die Gelegenheit, Julia Bar-Tal zu hören. Sie ist Landwirtin und aktiv bei der AbL Brandenburg. Sie erweiterte den Fokus auf die Lage der Menschen in anderen Teilen der Welt und auf die Frauen in der Landwirtschaft. Leider sind der Großteil der Hungernden auf der Welt Lebensmittelproduzierende und davon wiederum der Großteil Frauen. Aufgrund der enormen, globalen Überproduktion an Lebensmitteln zeigt sich, dass im Zentrum des Problems eine Verteilungsfrage steht und dass die Landwirtschaft erstes Opfer, Täterin und hoffentlich bald Heilerin ist. Die Landwirtschaft darf nicht durch Profitmaximierung und Spekulation bestimmt werden. Die investitionsstarke Branche braucht dafür eine effiziente Lenkung durch den Staat und nicht kleine Investments wie ein Tröpfeln aus einer Gießkanne. Wichtige Ziele sind die Regionalisierung der Produktion, soziale Gerechtigkeit, Ernährungssouveränität, Tierwohl, Qualität und eine Reduktion des Fleischkonsums, Wasserrückhaltung und der Erhalt von Mooren und Grünflächen. Das Ausspielen von konventioneller und bäuerlicher Landwirtschaft muss zu diesem Zwecke überwunden werden.

Ingo Senftleben vertrat als Abgeordneter der CDU im Brandenburger Landtag die Perspektive der Politik. Er untermauerte, dass es wichtig sei, den Transformationsprozess so zu gestalten, dass notwendige Mehrheiten der Menschen diesen unterstützen. Viele Menschen machen ihre Konsumentscheidungen am Kaufpreis und nicht an der Qualität oder dem Preis für die Umwelt fest. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, die Verbraucher optimal zu informieren, sowie den Handel zu überzeugen, das Produktsegment auf eine geänderte Nachfrage vorzubereiten. Ihm ist eine Ernährungsstrategie wichtig, die von unten nach oben durch die Gesellschaft gedacht ist und die bei jedem zuhause anfängt.

Von John Pohlisch

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